KÜNSTLERISCHE IDENTITÄT UND SCHAFFENSPROZESS

Als Kind bin ich mit meinen Eltern und Geschwistern oft umgezogen.
Bei wechselnden Landschaften, Menschen, Sprachen und Kulturen habe ich in den Bildern, die mich umgaben, eine Konstante gefunden. Egal ob Kunstwerk, Comic oder Kochbuch, Abbildungen zeigten mir eine Welt, die nicht an einen geografischen Ort gebunden war. Seit ich denken kann, formen Bilder einen wesentlichen Teil meiner inneren, mit mir reisenden, Heimat. Früh habe ich bemerkt, dass man Bilder und Umgebungen nicht nur aufnehmen, sondern auch selbst schaffen und erfinden kann. In dieser banalen Entdeckung liegt mein Dasein als schöpferischer Mensch, als Künstler begründet.

Meine Motive finde ich in meiner unmittelbaren Umgebung und bei den Menschen in meinem Umfeld. Ich löse Elemente aus meinem Alltag heraus und entführe sie auf meinen Druckstock oder meine Leinwand. Hierbei interessiert mich besonders der emotionale Gehalt eines visuellen Bausteins. Ob meine „Beute“ abstrakt oder gegenständlich, schön oder abstossend ist, ist hingegen eher nebensächlich. Beim Zusammenfügen meiner Bildinhalte gehe ich additiv vor, ich kombiniere und collagiere, was sich richtig anfühlt. Während dieses Prozesses beobachte ich, was passiert und entscheide spontan, was bleiben darf und was weichen muss. Oft fühle ich mich vom Ende eines Bildes überrascht, obschon ich mir angewöhnt habe, bereits früh im Schaffensprozess auf das „es ist fertig“ zu lauern, da für mich das Geniale häufig näher am Spontanen als am Gekonnten liegt.